Dazu müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden, führte der Bundeswirtschaftsminister weiter aus. Mit der Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes solle das Recycling gestärkt und eine Rechtsgrundlage für die Einführung von Wertstofftonnen geschaffen werden. „Was technisch zum alten Eisen zählt, gehört deshalb noch lange nicht auf den Schrotthaufen“, fordert Brüderle, das Wertstoffpotenzial im Restmüll noch konsequenter zu nutzen. „Üspitzt gesagt: Wir brauchen mehr Intelligenz in der grauen Tonne!“
Auch der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) sieht noch „viel Potenzial zur Gewinnung von Rohstoffen mit Hilfe des Elektrorecyclings“. Das sagt Ullrich Didszun, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbandes Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling. „Aber wir müssen unsere Anstrengungen deutlich intensivieren.“ Didzun verweist dabei auf die jüngst vom Bundesumweltamt veröffentlichten Zahlen aus dem Jahre 2008. Hier wird dokumentiert, dass ungefähr 694.000 Tonnen an Altelektrogeräten in den Recyclingprozess eingeschleust wurden. “Das ist ein enttäuschendes Ergebnis und bleibt hinter unseren Erwartungen zurück“, erklärt bvse-Experte Andreas Habel.
“Wir begrüßen, dass Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle die Rohstofflücke durch mehr Recycling schließen will. Diese Zielsetzung der Bundesregierung, die sie in ihrer Rohstoffstrategie festgelegt hat, muss nun durch konkrete Maßnahmen unterlegt werden. Wir sehen hier dringenden Handlungsbedarf“, betont bvse-Vizepräsident Ullrich Didszun.
Vor dem Hintergrund der sich generell verknappenden Primärrohstoffvorkommen und der aktuellen Auseinandersetzungen auf wichtigen Rohstoffmärkten unterstützt auch der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) das Anliegen der Bundesregierung, eine integrierte Rohstoffstrategie zu entwickeln, zu der auch der Ausbau des Recyclingsektors gehört.
BDE-Präsident Peter Kurth: „Rohstoffsicherheit ist Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie. Wir brauchen diesbezüglich eine Strategie, die auf europäischer Ebene Zugänge schafft und gleichermaßen auf Recycling sowie Effizienz setzt, um langfristig die Abhängigkeit von internationalen Märkten zu senken.“
Der heimischen Entsorgungs- und Sekundärrohstoffwirtschaft komme bei der Versorgung der Industrie mit Rohstoffen eine wachsende Bedeutung zu. Diese Aufgabe habe die Branche, so Kurth, in voller Tragweite erkannt. Kurth: „Speziell die privaten Unternehmen der Entsorgungs- und Kreislaufwirtschaft haben in den vergangenen Jahren Milliardenbeträge in hochmoderne Sortier-, Aufbereitungs- und Recyclinganlagen investiert. Dieses Engagement hat dazu geführt, dass heute jede 7. Tonne der in Deutschland verbrauchten Rohstoffe von der Entsorgungs- und Recyclingbranche geliefert wird. Rund 14 Prozent des Rohstoffbedarfs werden aktuell durch Sekundärrohstoffe abgedeckt. Zum Vergleich: Vor 15 Jahren stammten lediglich 2 Prozent der an die Industrie gelieferten Rohstoffe aus Recyclingprozessen.“
In diesem Jahr werde die Industrie durch die Verwendung von Sekundärrohstoffen Kosten für Rohstoffimporte in einer Größenordnung von 9,8 Milliarden Euro sparen. Kurth: „Damit ist das Potenzial unserer Branche noch längst nicht ausgeschöpft. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft wird unser Wirtschaftszweig schon im Jahr 2015 Sekundärrohstoffe im Wert von 20 Milliarden Euro zur Verfügung stellen.“ Voraussetzung für eine derartig positive Entwicklung sei jedoch, so Kurth, dass die Bundesregierung mit dem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz verlässliche und faire Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer schaffe.