Laut KPMG-Studie ist die weltweite Zahl der Fusionen und Übernahmen (Merger and Acquisitions – M&A)von Unternehmen aus den Bereichen Solar- und Windenergie oder Biomasse im ersten Quartal 2010 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 245 Prozent von 61 auf 150 gestiegen. Das Volumen aller Transaktionen wuchs demzufolge im selben Zeitraum um 163 Prozent von 8,8 Milliarden auf 14,3 Milliarden US-Dollar.
Als Haupttreiber für die M&A-Aktivitäten in diesem Bereich sieht über die Hälfte der befragten Manager staatliche Förderungen auf nationaler Ebene an. So haben seit dem Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember 2009 mehr als 80 Länder entsprechende Aktionspläne zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen verabschiedet. Olaf Köppe, Partner und Leiter des Bereichs Energy & Natural Resources bei KPMG: „Die Bereitstellung staatlicher Fördermittel ist ein wesentlicher Treiber des M&A-Geschäfts im Bereich Erneuerbare Energien. Vor allem Nord-Amerika, Indien und China üben hier durch staatliche Anreize eine große Anziehungskraft auf Unternehmen und Investoren aus. Deutschland und Spanien dagegen sind dabei, entsprechende Förderungen, etwa im Bereich Solarenergie, zurückzuschrauben.“
Biomasse wird immer interessanter
Das Interesse der Investoren verlagert sich offenbar. Erstmals liegt der Bereich Biomasse als Zielsektor für eine Investition vor den Segmenten Solar- und Windenergie. So planen 37 Prozent innerhalb der nächsten 18 Monate eine Akquisition im Bereich Biomasse. Das hat die KPMG-Umfrage unter mehr als 250 Vorständen und Geschäftsführern von Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare Energien ergeben.
Von einem Zukauf in den Bereichen Solar- beziehungsweise Windenergie gehen 36 beziehungsweise 35 Prozent der Unternehmen aus. Olaf Köppe: „Mit einer Biomasse-Anlage lassen sich deutlich größere Skaleneffekte erzielen als mit Windenergie-Anlagen. Abgesehen davon kann man mit der durch die Verbrennung gewonnenen Wärme noch Gebäude beheizen, was für zusätzliche Umsatzerlöse sorgt. Problematisch ist allerdings häufig die langfristige Absicherung der Brennstoffversorgung.“
Wie die KPMG-Umfrage zeigt, sind die Bewertungen für Unternehmen im Bereich Erneuerbare Energien in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Das Niveau liegt zurzeit beim neunfachen des EBITDA und damit 30 Prozent unter dem Level von 2008. Dennoch besteht offenbar immer noch eine Bewertungslücke zwischen Käufern und Verkäufern. Über ein Drittel der befragten Experten gibt an, dass ein zu hoher Verkaufspreis Ursache für einen im letzten Jahr geplatzten Deal gewesen sei. Olaf Köppe: „Viele Investoren sagen, für ein passendes Projekt nicht mehr als den Faktor 5 des EBITDA bezahlen zu wollen.“
Allerdings sei die Zahl potenzieller Erwerber durch den eingeschränkten Zugang zu Kapital noch begrenzt. Waren die Befragten im vergangenen Jahr noch zuversichtlich, dass sich die Finanzierungssituation in den kommenden 12 Monaten verbessern würde, sieht das Bild heute anders aus: Über die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass Kapital inzwischen schwieriger zu bekommen sei als noch 2009.