Wie der für das Projekt zuständige Prof. Dr. Jürgen Freimann gegenüber dem RECYCLING magazin erläuterte, rechnet die Wissenschaftler frühestens Ende dieses Jahres mit konkreten Ergebnissen.
Gegenstand des Forschungsprojektes ist der sorgsame Umgang mit Stoffen in der Produktion von Gütern. Dies spiele sowohl für die Ressourcenverfügbarkeit als auch für die Reduzierung des Abfallaufkommens eine wichtige Rolle.
Während die Produktverantwortung für die Automobilbranche im Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetz festgelegt ist, wird sie für PC-Branche im Elektrogesetz konkretisiert.
Hersteller beider Gruppen sollen ihre Produkte so gestalten, dass eine Wiederverwendung oder Verwertung der Produktbestandteile erleichtert wird. Neben dieser Verpflichtung sollen die Hersteller außerdem in einer Art Selbstverwaltung der Branche ehrgeizige Wiederverwendungs- und Verwertungsquoten erreichen.
Hierbei will das Forschungsprojekt der Universität Kassel helfen. Die Wissenschaftler wollen zunächst untersuchen, welche Innovationen von den Rechtsvorgaben in den Industriebranchen PC- und Auto-Produktion tatsächlich hervorgerufen werden.
Als Ergebnis erhofft sich Prof. Freimann neue Erkenntnisse darüber, wie technische, betriebliche, marktliche und rechtliche Faktoren aufeinander abgestimmt sein müssen, damit branchenspezifisch Innovationspotentiale entstehen und von den Entscheidungsträgern genutzt werden.
Darüber hinaus wollen die Wissenschaftler konkrete Gestaltungsoptionen in Bezug auf Umwelt verbessernde Stoffstrominnovationen aufzeigen. Schließlich wollen sie für zwei Schlüsselprodukte Entwicklungspfade aufzeigen, die zu einer Reduzierung und Umgestaltung von Stoffströmen und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können.
Die PC- und Autobauer sind für die Forschungen besonders geeignet, da man die Prozessen und Produkten in funktional eigenständige Elemente unterschiedlicher Herkunft zerlegen kann. Hierbei spielt die interne Differenzierung und die Lebensdauer eine große Rolle, da sie in verschiedenen Prozessen und Produkten Verwendung finden können.
Für die Produktverantwortung beinhaltet die Modularisierung laut einem Bericht des „Informationsdienstes Wissenschaft“ eine außerordentliche Chance, weil sie es unter Umständen erleichtert, Produkte so zu gestalten, dass Module wieder verwendet oder verwertet werden können.
Das Forschungsprojekt will die Veränderungschancen in der modularisierten Produktion auf vierfache Weise untersuchen:
– In Branchenstudien werden Daten zu Ausmaß, Perspektiven und Wirkungen von Modularisierung und deren Stoffstromwirkungen gewonnen.
– Im Rahmen der rechtswissenschaftlichen Innovations- und Folgenforschung wird vor allem der Frage nachgegangen, wie die rechtlichen Regelungen Neuerungshandeln befördern oder behindern.
– Die Modellbildung nimmt die Ergebnisse der Branchenstudien, der qualitativen Interviews und der Rechtsfolgenforschung auf, berücksichtigt die mikropolitischen Handlungs- und Konfliktfelder auf Unternehmensebene und entwickelt Szenarien, in denen gezeigt wird, wie unterschiedliche rechtliche Vorgaben auf Stoffströme und damit Umweltbelastungen wirken.
– Die qualitativen Interviews stellen den Zugang zum Handeln der Akteure her. In ihnen wird nicht nur die Validität des handlungstheoretischen Konzepts untersucht, sondern auch geprüft, ob andere – konzeptionell nicht erwogene – Faktoren handlungswirksam sind.
Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen – gespiegelt an den Ergebnissen der Modellierung – zu einem empirisch gehaltvollen handlungstheoretischen Erklärungsrahmen verdichtet werden.
Das Forschungsprojekt „Ecological Perspectives of Modularization (EPerMod)“ wird von den Fachgebieten Umweltund Innovationsökonomik (Prof. Frank Beckenbach), Nachhaltige Unternehmensführung (Prof. Jürgen Freimann) und Umweltrecht (Prof. Alexander Roßnagel) durchgeführt.
Das Projekt wird von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen ihrer Förderinitiative „Innovationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft“ gefördert.